Aletshausen im Jahre 2015



Eine Gemeinde im Landkreis Günzburg mit knapp 1200 Einwohnern in fünf Ortsteilen, Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Krumbach. Sitz eines Pfarramtes und eines Kindergartens. Gemeinde mit einigen mittelständischen Betrieben und etlichen Kleinbetrieben, mäßige Steuerkraft. Haltepunkt der Nebenlinie Günzburg-Mindelheim.



In solch kurzen Schlagworten und einigen Zahlen lässt sich heute eine Gemeinde beschreiben. – Wirklich?



Eine Gemeinde, eine Gemeinschaft also, besteht ja nicht aus Zahlen, sondern aus Menschen, aus Mitmenschen, die hier ihren täglichen Lebensweg gehen, die aber auch die Geselligkeit lieben. Ausdruck dieses Gemeinschaftssinnes ist die Vielfalt der Vereine, deren traditionsreichster der Musikverein Aletshausen ist.



Gemeinschaftssinn war und ist gerade in Aletshausen eine treibende Kraft, die das bisher Erreichte erst möglich macht. Der Umbau des ehemaligen Schulgebäudes zum neuen Gemeinde- und Vereinshauses zeugt von diesem Zusammenhalt ebenso, wie vor über hundert Jahren der Bau der Lourdesgrotte.



Zur Gemeinschaft gehört aber auch die Verantwortung jedes Einzelnen für das Ganze. Der Erste, von dem wir gesichert wissen, dass er Verantwortung für die Musik in Aletshausen übernommen hat, ist der 1815 verstorbene Lehrer Florenz Theodor Daigele. Der Nachruf auf ihn ist uns erhalten geblieben. Er wird gelobt als ein fleißiger und gerechter Lehrer und als ein guter Musikant und Ausbilder. Ebenfalls erwähnt werden namentlich die damaligen Musikanten. Demnach hatte man in Aletshausen zu dieser Zeit schon eine “Kapelle” mit 10 Mann.



Aus dem 19. Jahrhundert sind dann einige Auftritte der Aletshauser Musikanten auch in Niederraunau und Wasserberg überliefert.



Ab 1870 begann auch in Aletshausen die “reiche Zeit”; wurden doch in den Jahrzehnten bis zum ersten Weltkrieg zum größten Teil heute noch sichtbare Werte geschaffen, angefangen beim Bau der Villa Roman über die Renovierung der Kirchen in Aletshausen und Haupeltshofen, den Bau eines geräumigen Feuerwehrhauses, der Eisenbahnlinie Mindelheim-Krumbach bis zur kompletten Neuausstattung der Pfarrkirche im Barockstil. In dieser Zeit entstanden auch die meisten der heutigen Vereine, der Veteranenverein 1873, der Verein der Freiwilligen Feuerwehr 1876, der Schützenverein 1887 und schließlich 1911 der Burschenverein. Die beiden letzteren konnten 1912 und 1913 ihre Vereinsfahnen weihen – das gesellschaftliche Leben erfuhr einen gewaltigen Aufschwung und infolge dessen wurde auch das Leistungsniveau der Musikanten angehoben. Das Jahr 1914 sollte ein ganz besonderes werden für die Bürger der damaligen Zeit. Im Mai wurde mit der Weihe des Kreuzweges der Abschluss der Kirchenrenovierung groß gefeiert, im Juni und Juli standen zudem noch zwei Primizen an, dann folgte der Absturz in den Weltkrieg, der nicht nur das musikalische Leben so gut wie beendete. In der folgenden Zeit kam die Musikkapelle rasch wieder auf die Beine, wenn auch das gesellschaftliche Klima rauher geworden war und Festanlässe sich rar machten. Dann kam erneut der Krieg, länger und verlustreicher als zuvor, und die Musik schwieg erneut. Das war die Stunde des Engelbert Schantini, der schon seit 1931 die Kapelle leitete. Bei der Weihe der neuen Kirchenglocken im Jahre 1950 hatte er in Aletshausen gerade noch 7 spielfähige Musikanten. So konnte und wollte er nicht weitermachen, rührte eifrig die Werbetrommel und konnte schließlich in den Jahren 1951 und 1952 13 Buben für die Musikkapelle gewinnen, die er größtenteils selbst ausbildete. Im Jahre 1957 erfolgte schließlich der erste große öffentliche Auftritt dieser neuen Kapelle zum Wertungsspiel beim Bezirksmusikfest in Krumbach – mit ausgezeichnetem Erfolg. Die Musikkapelle entwickelte sich dann rasch so gut, dass durch den jungen Verein bereits 1959 das Bezirksmusikfest in Aletshausen abgehalten werden konnte. Und es ging weiter bergauf, die Kapelle wurde zu einem festen Begriff in der Oberstufe und erhielt bereits 1973 die Pro-Musica-Plakette verliehen. 1978 wurde wiederum ein Bezirksmusikfest in Aletshausen gefeiert. Der Verein schloss Freundschaften mit den Musikvereinen in Weidenhahn/Westerwald und Dommershausen/Hunsrück, bald auch mit einer Zithergruppe aus Ungarn. Nach schwierigeren Jahren des Umbruchs, durch die der damalige erste Vorstand und heutiger Ehrenvorstand Fritz Morhard seinen Verein sicher und zielstrebig führte, entwickelte sich die Aletshauser Musik zu einer vielseitige Mittelstufen-Kapelle.



Sicherlich als ein weiteres Highlight in der Vereinsgeschichte, kann der im Jahr 2003 abgehaltene Galaabend, zugunsten eines Waisenhauses in Uganda erwähnt werden. Das traditionelle Dorffestzelt wurde kurzerhand in einen Ballsaal verwandelt und Steak mit Pommes wurde durch gebackenen Camembert mit Preiselbeeren ersetzt.



2007 war es dann erneut soweit. Ein weiteres Bezirksmusikfest stand vor der Tür und durch das große Engagement und neuen Ideen unseres heutigen Ehrenvorstands Markus Prestele und heutigem Ehrendirigenten Erwin Liebhaber wurde auch dieses Bezirksmusikfest zu einem sehr großen Erfolg. So wurden zum Beispiel, damals erstmalig, in unserem Bezirk die traditionellen Wertungsspiele durchgeführt, bei denen die Kapellen einen Marsch, eine Polka und einen Walzer bewerten lassen konnten. Die Resonanz dazu war so groß, dass man beschloss, diese Wertung auch in Zukunft bei Wertungsspielen anzubieten.



Klein, aber fein. So lautete dann auch das Konzept für die Festtage und die Gäste dankten es mit zahlreichen Besuch, guter Stimmung und lobenden Worten.



200 Jahre Blasmusik, sowie der positive Erfolg des letzten Großereignisses bewegten deshalb den Musikverein Aletshausen dazu, auch 2015 wieder das Bezirksmusikfest durchzuführen. Auch dieses Mal will der MVA dem ursprünglichen Grundgedanken gerecht werden und ein Fest „von Musikern – für Musiker“ veranstalten. Ein großes Anliegen ist es deshalb, den größten Teil der musikalischen Umrahmung mit heimischen Musikkapellen durchzuführen.



Und so freut sich der Musikverein Aletshausen unter dem Motto „Wir Musikanten“ auf die bevorstehenden Wertungsspiele, die kommenden Feststage und wünscht allen Besuchern schon jetzt gute Unterhaltung und viel Freude.